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Sozialer Zusammenhalt - Zusammenleben im Wandel

SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT

Entgegen den komplexen Verstrickungen der Globalisierung und einem Wunsch nach Resilienz und Autarkie folgend, zeichnet sich seit mehreren Jahren eine Bewegung ab, die eine Renaissance des Lokalen propagiert. Immer mehr Bürger*innen schließen sich in Bündnissen zusammen und streben eine Lokalisierung bzw. Regionalisierung von Wirtschaftsstrukturen an, mit dem Ziel, eine erhöhte Einflussnahme zu erzeugen und komplexe und undurchsichtige Wirkungszusammenhänge oder Lieferketten zu durchbrechen. Im Vordergrund stehen hier Gemeinschaftsbildung und Kooperation, aber auch Verbundenheit.

Bei einer Solidarischen Landwirtschaft werden Lebensmittel nicht mehr über den Markt veräußert, sondern in einem eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert wird. Auf diese Weise wird eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft gefördert und die regionale Lebensmittelversorgung gesichert. Es werden neue (Postwachstums-)Potenziale entfaltet und Impulse für die Gestaltung einer nachhaltigeren, lokalen Wirtschaftsstruktur gesetzt. Zudem entstehen hier neue Formen der Gegenseitigkeit und ein Erfahrungs- und Bildungsaustausch.

Der Situationsbericht des Deutschen Bauernverbands hielt fest, dass im Berichtsjahr 2018/19 der Selbstversorgungsgrad für Nahrungsmittel in Deutschland bei rund 89 % lag. Dabei fällt jedoch der Selbstversorgungsgrad je nach Produktgruppe recht unterschiedlich aus. Besonders importabhängig ist Deutschland im Bereich Obst und Gemüse. Der Selbstversorgungsgrad lag hier im Jahr 2019 für Gemüse gerade einmal bei 36 %, für Obst sogar lediglich bei 22 %.

Sachsen-Anhalt konnte vom I. bis III. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum den Gesamtumsatz der Ernährungswirtschaft um +6 % steigern. Mit 18.939 tätigen Personen in 102 Betrieben ist die Nahrungs- und Futtermittelindustrie die beschäftigungsstärkste Branche in der sachsen-anhaltischen Industrie (Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt 2020).

Solawi in Sachsen-Anhalt

Immer mehr Menschen wollen ihre Lebensmittel regional beziehen und einen stärkeren Bezug zur Produktion und zu Produzierenden aufbauen. Solidarische Landwirtschaften (Solawis) schaffen genau dies, indem sie Einblicke in die Lebensmittelerzeugung ermöglichen und Menschen zusammenbringen. Darüber hinaus führt eine feste Zahl an regionalen Abnehmer*innen zu einer Reduktion von Lebensmittelabfällen, Verpackungsmüll und verkürzten Transportwegen. Im Bundesländervergleich ist die Solawi-Dichte in Sachsen-Anhalt eher gering, dennoch finden sich verschiedene Landwirtschaften mit entsprechenden Abholstation im urbanen wie ländlichen Raum. Eine Landkarte aller Solawis in Sachsen-Anhalt und Deutschland stellt die Online-Plattform ernte teilen bereit. Interessierte finden hier auch Informationen über die Gründungen einer eigenen Solawi.

Das Kompetenzzentrum Soziale Innovation Sachsen-Anhalt (KomZ) wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt. Die Projektvergabe erfolgte durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.

Kontakt

Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.
Großer Berlin 14 
06108 Halle / Saale 
info(at)zsh.uni-halle.de