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Sozialer Zusammenhalt - Zusammenleben im Wandel

CO-LIVING

Ein wachsender Anteil an Singlehaushalten, verbunden mit einer zunehmenden Anonymität in Städten wie auch ländlichen Regionen, erhöht das Risiko sozialer Vereinsamung und Isolation. Menschen leben weniger miteinander, sondern nebeneinander. Dabei ist gemäß dem Kohäsionsradar der Bertelsmann Stiftung für einen starken sozialen Zusammenhalt entscheidend, dass Menschen in ein intaktes soziales Netz eingebunden sind. Die Stärke eines solchen Netzes lässt sich wiederum an der Häufigkeit und Qualität von Interaktionen, z.B. mit Freund*innen oder Nachbar*innen, messen. So bezieht sich Zusammenhalt auf soziale Interaktionen innerhalb einer Gruppe oder innerhalb eines bestimmten räumlichen Gebiets.

Dieser Herausforderung entgegnen sozial innovative Projekte, wie das Co-Living. Hierbei handelt es sich um Projekte, die ein Wohnen im (urbanen) Raum gemeinschaftlich organisieren und den Ausbau eines sozialen Netzes fördern. In Anlehnung an den Coworking-Trend, bei dem Berufstätige genutzte Arbeitsflächen teilen, projiziert Co-Living dieses Lebensgefühl auf die Wohnwelt und verspricht dabei Flexibilität, Komfort und Gemeinschaft.

In Sachsen-Anhalt gibt es immer mehr Singlehaushalte. Zwischen 1991 und 2018 stieg die Zahl um mehr als die Hälfte auf rund 483.000 Personen. Damit wohnen 42 % der Menschen in Sachsen-Anhalt in einem Einpersonenhaushalt. In 38 % der Haushalte lebten zwei Personen, zwölf Prozent waren Dreipersonenhaushalte und acht Prozent wurden von vier und mehr Personen bewohnt (Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt). Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt somit bei 1,88 Personen.

Gleichzeitig haben im November 2020 stattfindende nicht repräsentative Befragungen des MDR zum Thema Einsamkeit gezeigt, dass besonders in Folge der Corona-Pandemie 46 % der befragten Menschen aus Mitteldeutschland ein verstärktes Gefühl von Einsamkeit verzeichnen. Die Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass die Einsamkeit in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren zugenommen hat (86 %). Fast ebenso viele (82 %) schätzen außerdem, dass Einsamkeit auch in Zukunft weiterhin zunehmen wird. Dementsprechend nehmen mehr als die Hälfte (59 %) Einsamkeit als großes Problem wahr. Weitere 23 % bezeichnen Einsamkeit sogar als sehr großes Problem.

Kloster Posa Zeitz

Das Kloster Posa in Zeitz und sein anliegendes Gelände wird vom Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa e.V. mit Ateliers und Ausstellungsräumen sowie regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen wie das Festival der Nachhaltigkeit oder das Open Art Posa wiederbelebt. Zur Klosteranlage gehören auch ein Weinberg und eine Streuobstwiese. Eine Besonderheit ist die gemeinsame Nutzung des Klosters als Wohn- und Arbeitsstätte. Die Flächen werden teilweise eigens durch den Verein bespielt, teils als privater Wohnraum genutzt oder als gewerbliche Werkstätten und Ateliers vermietet. Das Areal verbindet damit die wichtigen Aspekte von Co-Living: Leben, Arbeit und Begegnung und zeigt außerdem, dass Co-Living auch im ländlichen Raum eine innovative Form des Zusammenlebens ermöglicht.

Das Kompetenzzentrum Soziale Innovation Sachsen-Anhalt (KomZ) wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt. Die Projektvergabe erfolgte durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.

Kontakt

Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.
Großer Berlin 14 
06108 Halle / Saale 
info(at)zsh.uni-halle.de