Alter(n) und Karriere im Wandel
Lebensarbeitszeit
Die Lebensarbeitszeit ist jene Zeit, die ein Mensch in seinem Leben insgesamt für seine Erwerbstätigkeit aufwendet. Die Lebensarbeitszeit und die Höhe des in dieser Zeit erwirtschafteten Einkommens stehen dabei in einem direkten Zusammenhang. Früher in Rente oder eine Auszeit vom Beruf? Für viele ein Traum - wenn da nicht der Abschlag wäre! Bei der Rentenanwartschaft spielt die Lebensarbeitszeit eine tragende Rolle, denn der Anspruch verringert sich durch fehlende Jahre der Erwerbstätigkeit und bei Teilzeitbeschäftigung.
Eine Möglichkeit stellen Lebensarbeitszeitkonten dar. Mit ihnen können Jahressonderzahlungen, Urlaubstage, Überstunden und Zuschüsse des Arbeitgebers angespart und zu einem späteren Zeitpunkt für eine längere bezahlte Freistellung von der Arbeit, beispielsweise für einen Bildungsurlaub, ein Sabbatical, Pflegezeit, Teilzeitarbeit oder die Frührente, genommen werden. Währenddessen besteht das Beschäftigungsverhältnis unverändert weiter und die sozialversicherungsrechtlichen Ansprüche bleiben bestehen.
Situation in Sachsen-Anhalt
Während die Lebensarbeitszeit in Deutschland im Jahr 2005 noch bei 35,6 Jahren lag, stieg sie innerhalb der folgenden 10 Jahre auf 38 Jahre an. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die rund 2,6 Jahre längere Erwerbstätigkeit von Frauen. Im europäischen Vergleich wird die höchste Lebensarbeitszeit in Europa mit 41,2 Jahren von den Schweden erbracht. In Italien hingegen liegt die Lebensarbeitszeit mit 30,7 Jahren um mehr als zehn Jahre niedriger. Wunsch und Realität zu Lebensarbeitszeitkonten gehen laut einer Studie der Gothaer Versicherung und des F.A.Z.-Instituts aus dem Jahr 2013 stark auseinander. Der Studie zufolge wünschen sich 41 Prozent aller Arbeitnehmer ein Lebensarbeitszeitkonto und weitere 35,3 Prozent finden das Modell interessant. Jedoch wird es lediglich von fünf Prozent aller Unternehmen angeboten.
Soziale Innovation: Freiräume durch Zeitwertkonten
Im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt ermöglicht die Kreisverwaltung ihren Mitarbeiter*innen ein Ansparen von Lebensarbeitszeit. Monatlich können die Beschäftigten Arbeitsstunden aus bspw. nicht genommen Urlaub oder Überstunden auf Zeitwertkonten sammeln und zu einem späteren Zeitpunkt individuell für eigens geschaffene „Freiräume“ einsetzten. Diese können ein Bildungsurlaub, zusätzliche Elternzeit oder sogar eine Auszeit von bis zu zwölf Monaten sein. Der persönliche Wunsch steht im Vordergrund. Damit ist die Kreisverwaltung des Salzlandkreises die erste in Sachsen-Anhalt, der das Thema Work-Life-Balance mit einem Lebensarbeitszeitmodell verknüpft und aktiv gestaltet.