Mobilität im ländlichen Raum
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sachsen-Anhalt sozial und innovativ“ veranstaltete das Kompetenzzentrum Soziale Innovation Sachsen-Anhalt (KomZ) am 30. Mai 2018 die Tagung „Mobilität im ländlichen Raum“. Für ausgewählte Bereiche der Daseinsvorsorge wurden Erfolgsmodelle und Strategien vorgestellt und ihre Übertragbarkeit auf andere Regionen diskutiert.
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Everhard Holtmann (Projektleiter KomZ, Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.), eröffneten die Grußworte von Frau Dr. Theren (Abteilungsleiterin Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration) und Herrn Thomas Böhm (Leiter Wirtschaftsamt Burgenlandkreis) die Tagung. Sabine Böttcher (Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.) referierte anschließend über den demografischen Wandel in Sachsen-Anhalt sowie dessen Auswirkungen auf den Pflegebereich und die Lebenszufriedenheit von Familien. Dabei traten bemerkenswerte Unterschiede zwischen Stadt und Land zu Tage. Der Landeshistoriker Prof. Dr. Mathias Tullner zeigte an historischen Beispielen, dass der ländliche Raum, stets großen Herausforderungen ausgesetzt, immer Potential für Innovationen hatte.
Der Nachmittag war in vier thematische Workshops gegliedert:
- Arbeits- und Wohnstätte
- Bildungs- und Ausbildungslandschaft
- Gesundheitsversorgung
- Versorgungs-, Freizeit- und Kultureinrichtungen
Mobilität innovativ denken
Der Begriff Mobilität ist lateinischen Ursprungs (mobilis) und bedeutet in seiner Grundform beweglich. Betrachtet man die Diskussion um den Mobilitätsbegriff, so wird deutlich, dass sie mehr meint, als die reine Bewegung. Vielmehr ist Mobilität das Potential zur Bewegung, was die Rahmenbedingungen, welche Mobilität ermöglichen oder erschweren einschließt.
Im Kontext des ländlichen Raumes stellt die Mobilitätsanforderung fundamentale und neuartige Fragen. Angesichts der demografischen Entwicklung wird die Aufrechterhaltung der sozialen wie technischen Infrastruktur zu einer besonderen Herausforderung. Kommunale Akteure müssen Antworten finden, wie für Angehörige aller Altersgruppen der Zugang zu allgemeiner wie medizinischer Versorgung, die Teilhabe an Bildung, Kultur und Freizeit, die Erreichbarkeit von Arbeit und Ausbildung gewährleistet werden kann. Es bedarf innovativer Angebotsformen, die einerseits die Menschen im ländlichen Raum erreichen und die andererseits die Notwendigkeit von Mobilität verringern.
Leitfragen der Veranstaltung:
- Welche Mobilitätsbedarfe zeigen sich in Abhängigkeit von der Zielgruppe (ältere Menschen, Familien mit Kindern)? Wovon sind diese Mobilitätsbedarfe abhängig?
- Welche Anforderungen ergeben sich aus den Mobilitätsbedarfen an die Entscheidungsträger?
- Wie sehen integrierte, nachhaltige Mobilitätslösungen für ggf. unterschiedliche Zielgruppen aus?
- Welchen Chancen und Herausforderungen sehen sich technische und soziale Innovationen gegenüber?
- Welche Rolle können Kommunen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft bei der Gestaltung neuer Mobilitätsangebote im ländlichen Raum spielen?
Im Rahmen der Tagung generierte Lösungsansätze:
- detaillierte Bedarfsermittlung im ÖPNV in Verbindung mit Transparenz der Angebote und zielgerichteter Ansprache von Nutzern erfassen Mobilitätsbedarfe
- mobile, digitale zeit- und ortsunabhängige Angebote verringern Mobilitätsnotwendigkeiten
- leistungsstarke sowie nutzerfreundlicher technische Infrastrukturen (z.B. orts- und zeitunabhängige Lernangebote) unterstützen die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien und deren Nutzung
- Gestaltung des Schnittstellenmanagements zwischen Arzt, Patient und dienstleistenden Netzwerken durch speziell ausgebildetes Fachpersonal (z.B. VERAH®) verbessert die Gesundheitsversorgung in der Fläche
- Resiliente Netzwerke und Kooperationen vor Ort unterstützen die Gestaltung neuer Mobilitätsangebote im ländlichen Raum