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Onlinedialog zum Thema Gründer-Barcamp

Kurz vor der Aktionswoche des KomZ (15.10.2019 bis 18.10.2019), die sich dem facettenreichen Themengebiet der Arbeit widmet, interviewte das KomZ Marianna Ackermann. Die Absolventin des Diplomstudiengangs Sport und Technik, die über vieljährige Erfahrung im Bereich Veranstaltungs- und Tagungsorganisation verfügt (u.a. Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung Magdeburg (IFF) sowie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), machte sich im Herbst 2017 selbstständig und gründete ihrerseits ein Unternehmen, das sich mit der Organisation und Umsetzung von Tagungen und Kongressen befasst. Zwei Jahre nach der Gründung von „TagungsKompetenz Marianna Ackermann“ blicken wir gemeinsam auf die Gründerszene in Sachsen-Anhalt und das Veranstaltungsformat Barcamp.

Hier geht es zum anschließenden Onlinedialog auf unserer Facebookseite.

 

Im Vergleich zu herkömmlichen Veranstaltungen, sind Barcamps Veranstaltungsformate, die weniger einen frontalen und hierarchisierten Charakter haben. Es sind Veranstaltungen auf Augenhöhe. Für gewöhnlich werden nach einer kurzen Begrüßung die Barcamp-Regeln erklärt und sofort die Teilnehmer*innen einbezogen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in der meist jeder nur seinen Vornamen und drei für ihn typische #Schlagworte benennt, werden die Interessen, Probleme und Themen der Teilnehmer*innen gesammelt. Nach der Sammlung der Themen und der Ordnung sowie Strukturierung der Themengebiete mit allen Teilnehmer*innen, werden Themensessions eröffnet, in die sich die Teilnehmer*innen begeben. In den Sessions entscheidet dann die Gruppe, ob jemand einen Vortrag einbringen möchte oder etwa einen spezielles Diskussionsthema behandeln will. Es handelt sich also um ein interaktives, freies, kreatives Veranstaltungsformat, das die aktuellen Fragen der Teilnehmer*innen, und somit die Teilnehmer*innen selbst, in den Vordergrund rückt.

Und warum ausgerechnet ein Barcamp für Gründer*innen?

Sachsen-Anhalt ist in Sachen Barcamp ein weißer Fleck, dabei liefert dieses Format immer wieder Überraschendes. Gründung ist ja auch eher ein klassisches Thema, in dem es um Businesspläne, Gewerbeanmeldungen und dergleichen geht. Aber diese klassischen Themen werden mit neuen Fragen, der Teilnehmer*innen gemischt, da sie alle geleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihre Fragen einzubringen. Alle haben unterschiedliche Erfahrungen und Probleme. Diese Vielfalt kann das Barcamp im Gegensatz zu eher klassischen Frontalveranstaltungen besser aufgreifen. Bislang wird der Begriff der Gründung oftmals mit dem des eher technologisch orientierten Begriffs des Start-ups gleichgesetzt. Meine Gründerbarcamps richten sich aber auch an Gründungsinteressierte, die sich u.a. im Einzelhandel, Handwerk oder im Bereich der Kommunikationsdienstleister, zum Beispiel eine PR-Agentur, selbstständig machen möchten. Das hat zur Folge, dass völlig unterschiedliche Akteure*innen an meinen Veranstaltungen teilnehmen. Es prallen also sehr fremde Erfahrungen aufeinander. Durch den wechselseitigen Austausch erhalten die Teilnehmer*innen eine Vielzahl an Informationen und es kommen zum Teil sogar Kooperationen zustande. Etwa wenn ein Fotograf Bilder für die Website eines Gründungsinteressierten anfertigt.

Wo finden die in Sachsen-Anhalt derzeit Gründerbarcamps statt?

 

Derzeit finden Gründerbarcamps in Magdeburg, Halle und Stendal statt. Jedoch möchte ich auch in mindestens einer weiteren Region Sachsen-Anhalts Gründerbarcamps anbieten. Immerhin sind Gründungen ein bedeutender Faktor für die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt und sind Motor für völlig neue Geschäftsmodelle. Dies möchte ich mit meiner Arbeit unterstützen. Für die Zukunft wünsche ich mir einerseits, dass die Gründerbarcamps zu den festen Bestandteilen der Veranstaltungskalender in den Regionen Sachsen-Anhalts werden. Andererseits ist es wünschenswert, dass die Gründerbarcamps, durch die breite Kommunikation vieler und unterschiedlicher Akteur*innen auf Augenhöhe, die Gründungen in Sachsen-Anhalt stärken.

Onlinedialog zum Studiengang Mensch-Technik-Interaktion

Zum Wintersemester 2019/2020 startet der neue Bachelorstudiengang Mensch-Technik-Interaktion an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Ein guter Anlass um mit Prof. Dieter Schwarzenau, einem Initiator des Studiengangs, über seine Vision der Zukunft der Arbeit, die Symbiose von technischen und sozialen Kompetenzen im Berufsleben sowie die Berufsvorstellungen heutiger Studierender zu reden.

Hier geht es zum anschließenden Onlinedialog auf unserer Facebookseite.

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Dieter Schwarzenau

Was erwartet die Studierenden konkret im Studiengang Mensch-Technik-Interaktion?

Der Studiengang beinhaltet Elemente aus den drei Fachgebieten Sozial- und Gesundheitswesen, Psychologie und Ingenieurwissenschaften. Das allein ist schon eine sehr spannende Mischung wissenschaftlicher Disziplinen. Um den interdisziplinären Ansatz zu vertiefen, ist ab dem dritten Semester noch die praktische Zusammenarbeit in speziellen Projekten mit Studierenden aus diesen und anderen Fachgebieten vorgesehen.

Wie passt der Studiengang Mensch-Technik-Interaktion in Ihr Zukunftsbild?

Unser Alltag wird in immer stärkerem Maße durch Technik bestimmt. Dank Smartphone sind wir nicht nur fast überall erreichbar, sondern können jederzeit fast beliebige Informationen abrufen. Zeitungen werden zunehmend durch digitale Medien verdrängt. Die Fahrzeuge, mit denen wir unsere Wege erledigen, werden dies in absehbarer Zukunft ohne unser Zutun bewerkstelligen. Erste Roboter nehmen uns Arbeit beim Rasenmähen und Staubsaugen ab.

All dies hat gravierende Auswirkungen auf unser Leben und unsere Gesellschaft. Es entstehen z.B. neue Berufe, dafür sterben andere aus. Eine der größten Herausforderungen der Zukunft wird darin bestehen, dafür Sorge zu tragen, das möglichst alle Menschen von diesem Fortschritt profitieren, insbesondere auch diejenigen, die die damit verbundenen Chancen und Risiken aufgrund fehlender eigener technischer Kompetenz nicht abschätzen können. Dafür werden Fachleute benötigt, die sich nicht nur auf dem Gebiet der Technik auskennen, sondern auch über fundierte Kenntnisse in den Sozial- und Gesundheitswissenschaften sowie der Psychologie verfügen.

In welchen Praxisfeldern können die Studierenden (Mensch-Technik-Interaktion) ihr Wissen anwenden?

Als Ingenieur denke ich natürlich zunächst an Einsatzmöglichkeiten in der Industrie. Tatsächlich haben uns z. B. Hersteller von Medizintechnik bereits signalisiert, dass sie Absolventen mit diesem Profil sehr gut im Produktmanagement gebrauchen könnten. Meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen sehen großen Bedarf bei Nichtregierungsorganisationen, wie z. B. dem Roten Kreuz oder der Caritas. Auch von dieser Seite wurde uns bereits Interesse signalisiert. Darüber hinaus gibt es auch Einsatzgebiete im öffentlichen Bereich, z. B. Beratungsstellen von Bund, Ländern und Kommunen.

Wen wollen Sie mit diesem Studiengang ansprechen, was sollten Interessierte an Kompetenzen mitbringen?

Wir möchten Studierwillige ansprechen, die sich nicht zwischen einem technischen oder sozialen Beruf entscheiden wollen, sondern nach einer Möglichkeit suchen, Begabungen auf mehreren Gebieten zu nutzen und weiterzuentwickeln. Wir beobachten, dass junge Menschen trotz guter Schulnoten in den Naturwissenschaften und vorhandener Technikaffinität sich bewusst gegen ein ingenieurwissenschaftliches Studium entscheiden, weil sie lieber "etwas mit Menschen machen" wollen. Diesen wollen wir mit dem neuen Studiengang Mensch-Technik-Interaktion eine Option anbieten.

Wie kam es zu diesem, doch recht einzigartigen Studiengang?

Vor drei Jahren wurde ich gebeten, für einen hochschulinternen interdisziplinären Workshop einen Vortrag über technikunterstütztes Leben zu halten. Weitere Beiträge kamen von Kollegen aus den Humanwissenschaften und aus den Sozialwissenschaften. Nachdem jeder seine Sicht dargestellt hatte, stellten wir verblüfft fest, dass wir aus völlig unterschiedlichen Richtungen kommend zu denselben Schlüssen gelangt waren und zahlreiche Berührungspunkte offensichtlich wurden. Wir fragten uns, welche Konsequenzen wir aus dieser Erkenntnis ziehen sollten und entschlossen uns dann, gemeinsam einen zur Thematik passenden interdisziplinären Studiengang zu entwickeln. Bei ersten Recherchen stellten wir fest, dass es trotz des unverkennbaren Bedarfs so gut wie keine vergleichbaren Studiengänge, aber ein thematisch sehr ähnlich ausgerichtetes Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gibt. Nach diesem Förderprogramm haben wir den Studiengang dann auch Mensch-Technik-Interaktion genannt.

Sie haben es sich zum Beruf gemacht, mit jungen Menschen zu arbeiten, ihnen Wissen zu vermitteln. Wie stellen sich Studierende (die Generation „Z“) ihre spätere Arbeit vor? Wie möchten sie einmal beschäftigt sein?

Die jungen Menschen, die heute ein Studium aufnehmen, stellen hohe Ansprüche an ihre Arbeit. Sie arbeiten nicht, um Geld zum Leben zu verdienen, sondern wollen davon überzeugt sein, dass ihre Arbeit Sinn ergibt - und das nicht nur für sich selbst, sondern auch im gesellschaftlichen oder gar globalen Kontext. Das beginnt schon im Studium: Ich muss gegenüber früher sehr viel mehr Zeit dafür aufwenden, um deutlich zu machen, wozu die Lerninhalte gebraucht werden.

Unterscheiden sich die Wünsche/Ansichten, die die Studierenden heute zum Thema Arbeit haben von denen, die Sie früher vertraten?

Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede. Geblieben ist der Wunsch, sich einzubringen und die Welt positiv zu verändern. Heutige Studierende sind im Schnitt aber weniger radikal und auch weniger ehrgeizig hinsichtlich beruflicher Ziele. Eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Zeit für Hobbys, Freunde und Familie ist ihnen wichtiger.

Wie hat sich für Sie ganz persönlich das Arbeiten im Laufe der Zeit geändert?

Ich benutze immer weniger Papier und habe dafür immer mehr Bildschirme auf meinem Schreibtisch. Da heute fast jede Information auch digital verfügbar ist, verlasse ich meinen Schreibtisch viel zu selten. Schon beruflich bedingt weiß ich die Vorteile der modernen Technik einzusetzen und auch zu schätzen. Dennoch unterrichte ich nach wie vor am liebsten mit der Kreide an der Tafel.

 

Flyer des Studiengangs Mensch-Technik-Interaktion