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Kompetenzfeld VI - Soziale und Technologische Innovationen

Ziele

Mit der Expertise der Fraunhofer-Institute IMWS und IFF zu digitalen Technologien und ihren im Rahmen von KomZ gesammelten Erfahrungen in den Bereichen Bildung und Gesundheit, verfolgt dieses 2019 neu gegründete Kompetenzfeld das Ziel, die soziale und technologische Schnittstellenkompetenz der Verbundpartner zu nutzen und eine Vorgehensweise zur Entwicklung von Technologien und technologiegestützten Lösungen mit sozialer Wirksamkeit auf den Weg zu bringen. Technologien sollen den Bildungs- und Gesundheitsbereich stärker durchdringen und ihre sozial innovative Entwicklung befördern. Übertragen aus der Dienstleistungsforschung[1] untersucht das KomZ hierbei Technologie als Dienstleistung zur Schaffung sozialer Werte. Die Wirksamkeit einer Dienstleistung zeigt sich in der gleichzeitigen Sichtbarkeit von drei Prozessen in der zwischenmenschlichen Interaktion (Kommunikation, Zusammenarbeit, Mitgefühl). Optimal ist der gemeinsame, ineinander verschränkte Ablauf der Prozesse.

 

Methodisches Vorgehen

Zentrale Aufgabe des Kompetenzfeldes ist es, ein Kriterien-Set zur Technologieakzeptanz („Akzeptanz-Radar“) vieler Nutzergruppen in den Sektoren Bildung und Gesundheit zu generieren. Die Kriterien werden in Entwicklungsprozessen von Technologien und technologiegestützten Lösungen gemeinsam mit den relevanten Akteuren erarbeitet und mit Indikatoren hinterlegt. Zur Erreichung sozialer Wirksamkeit wird ein organisationspädagogischer Rahmen genutzt und die nähere Ausgestaltung technischer Funktionalitäten mit den Designebenen von Weber abgefragt[2]. Diese beziehen sich auf ein erfolgreiches Funktionieren der Technologie selbst, auf die Beziehung der Nutzergruppen in den Arbeitsprozessen und auf die Bedeutung des Arbeitsfeldes. Um digitale Durchdringung prozesseffizient und sozial verträglich zu gestalten, gilt es zu verstehen, in welchem Funktionsbereich (Unterricht, Personalplanung etc.) es technologischer Unterstützung bedarf, welche Aufgaben zentral sind, durch welche Akteure sie gestaltet werden oder werden sollten, welche Potenziale im Technologieeinsatz liegen und welche Anforderungen sich daraus an die Technologie und zukünftige Formen der Arbeitsgestaltung ergeben. Methodisch werden hierfür u.a. bildbasierte Verfahren[3] zum Verständnis unternehmenskultureller Belange genutzt, strukturierte Interviews für Analyse und Evaluation und Canvas-Modelle sowie Design Thinking als Gestaltungsansätze. Ist die Technologie oder die technologiegestützte Lösung eingeführt, wird die soziale Wirksamkeit mittels der entstandenen Kriterien-Sets überprüft. Für das KF 6 wurde gemeinsam durch das Fraunhofer IMWS und Fraunhofer IFF ein Leitfaden für sozio-technische Innovationen konzipiert, der über eine Plattform (Innolab.Fraunhofer) bereitgestellt wird, auf der Nutzer*innen Schritt für Schritt die Entwicklung einer für sie passenden technischen Lösung in ihrem Arbeitsumfeld durchlaufen oder Interessierte sich einen Überblick verschaffen kön-nen.. Der Leitfaden wird Akteure (Entwickler, Initiatoren) bzw. Zielgruppen (künftige Anwender, Nutzer) von Innovationsprozessen durch den kollaborativen Arbeitsprozess führen und durch Analyse und Reflektion auf den 3-Frage-Ebenen (Sachebene, Beziehungsebene, Prozessebene) Innovationsprozesse besser steuern helfen. Die Konzeption des Leitfadens erfolgt exemplarisch für Innovationsprozesse im Bildungsbereich (IMWS) und im Gesundheitsbereich (IFF) und soll dort exemplarisch in verschiedenen Projekten zur Anwendung kommen.

Erwartete Wirkung

Langfristig gesehen soll ein Wissensspeicher entstehen, der die Potenziale eines digital durchdrungenen Bildungs- und Gesundheitswesens anschaulich erklärt und Impulse für die Gestaltung des eigenen Arbeitsumfelds gibt. Zusätzlich zu dem digitalen Leitfaden und dem Wissensspeicher werden Reflexionsgespräche und gezielt Workshops für die Entwicklung oder Modifikation der technischen Lösungen konzipiert und angeboten.

Es wird erwartet, dass sich der digitale Leitfaden durch einen zunehmend angereicherten Wissensspeicher schlängelt und von vielen Nutzer*innen aus dem Gesundheits- und Bildungswesen genutzt wird. Zudem wird angenommen, dass ein Grundstock an Kriterien und Indikatoren entsteht, der die Entstehung von Technologien und technologiegestützter Organisationsabläufe mit sozialer Wirksamkeit wahrscheinlicher macht. Dabei stehen die Eigenschaften beziehungsweise Funktionen der Technologie in Zusammenhang mit den sozialen Werten, woraus sich die entsprechenden Kriterien identifizieren lassen, die dann wiederum als Indikatoren fungieren können.

 

Quellen:
[1]  Kabaday, S. et al.: Humanistic Management of Social Innovation in Service (SIS): an Interdiscipli-nary Framework, Springer Nature 2019

[2] Weber, S. M. (2014a). Change by Design!? Wissenskulturen des „Design“ und organisationale Strategien der Gestaltung. In Weber, S.M., Göhlich, M., Schröer, A. and Schwarz, J. (Eds.), Organisa-tion und das Neue, pp. 27-48. Wiesbaden: Springer. doi.org/10.1007/978-3-658-03734-5

[3] Weber, Susanne Maria (2013): Partizipation und Imagination. In: Weber, Susanne Maria; Göhlich, Michael; Schröer, Andreas; Macha, Hildegard; Fahrenwald; Claudia (Hrsg.): Organisation und Parti-zipation. Beiträge der Kommission Organisationspädagogik. Wiesbaden. VS. S. 71-82